POETRY : HOL MICH AB

POETRY

HOL MICH AB

Du stehst draußen
und wartest im Auto auf mich
du wartest und hast das Fenster runter gekurbelt
und du rauchst.

Ich schaue aus dem Fenster und sehe dein dunkel blaues Auto
ich sehe den Qualm aus dem Auto empor steigen
und ich stehe immer noch wie angewurzelt dort
stehe da und kann nur trostlos schweigen.

Ich versuche meinen Blick von dir los zu wenden
denn ich weiß genau was das alles bedeuten kann
das ich hier und jetzt
aus dem Fenster schaue
und mich nicht einmal traue
zu dir zu gehen.

Ich muss nur einen Schritt nach vorne setzen
das andere Bein heben
und weiter laufen
Schritt für Schritt für Schritt
doch das alles fällt mir so unglaublich schwer
und ich weiß nach schon zwei Schritten:
Ich kann nicht mehr
und ich halte den Atem an.
Schaue noch einmal aus dem Fenster

Du bist jetzt ausgestiegen.
konntest es vielleicht nicht mehr erwarten
vielleicht hast du aber auch einfach nur
geschwitzt in deinem dunkelblauen Wagen.

Nun lehnst du lässig an deiner Tür
die Arme leicht verschränkt
die Kippe in der Hand
und dein Kopf ganz leicht gesenkt

du schaust zur Haustür hinüber
wartest dass sie sich öffnet
doch wüsstest du nur, dass ich hier oben stehe,
am Fenster,
dich betrachte
und vielleicht einen großen Fehler begehe
wenn ich jetzt nicht endlich
zu dir gehe.

Ich setzte einen Fuß vor den anderen
so wie ich es früher schon gelernt habe.
Gerade fällt es mir nur etwas schwerer
weil das hier, ist nun mal ne‘ andere Lage.

Auch wenn ich es nicht mehr ertrage
stehe ich hier oben
und setzte eben nicht den einen Fuß vor dem anderen
weil ich es mich dann doch noch nicht wage.

Ich streife mein Shirt zurecht
und schaue kurz in den Spiegel.
Schaue in leere blaue Augen
die mich nichts sagend anstarren
weiß nicht was in mich gefahren ist
denn plötzlich bin ich mehr, als nur sensibel.

Ich bin aufgeregt und glücklich,
bin nervös und beruhigt,
ich bin alles und noch viel mehr
und wenn ich zu dir runter gehe
bin ich gar nichts.
Nichts im Vergleich zu Dir.

Meine Schritte werden schneller
stetig wachsend mit jedem Zentimeter
schreite ich zu dir
aus dem Haus
und auf dem Weg vor meiner Tür
wartest Du am Ende.

Ich gehe auf dich zu und du hebst deinen Kopf
unsere Blicke treffen sich
und meine Augen sprechen Bände.
Denn ich schaue dich an
und schaue doch durch dich durch
kann es nicht ertragen
smaragdgrüne Augen zu sehen
die leuchten und strahlen und glänzen
im Sonnenschein
und sie glühen. Sie glühen in mir.
Glühen auf meiner Haut,
prickeln und sie schmelzen
werden eins.
Mit mir.

Wir sagen leise, kurz hallo
steigen ins Auto
ich lasse mich fallen,
sinke in dunkelblaues Leder,
nackte Beine zusammengepresst
in deinem dunkelblauen Wagen.
Ich komme zur Ruhe, atme ein und aus

und in dem Moment spüre ich
dass das die richtige Entscheidung war
denn sobald du los gefahren bist
und ich den Wind in meinen Haaren spüre
und dem Schweiß zwischen meinen Fingern
weiß ich wie es sich anfühlt
wieder zu fühlen, wieder zu leben
und wieder frei zu sein.

Wir fahren durch die Gegend
du mit deiner Kippe in der Hand
die Sonnenbrille auf
und immer ein leichtes Grinsen auf der Backe.
Rauch steigt aus dem Fenster,
empor in den Himmel.
Verblasst und verschwindet.
Ich sitze da
klein und krumm
schaue auf nackte Beine
schwitzige Hände
und bewege mich wenig.

Ich weiß wo es hin geht
ich weiß was wir vorhaben
ich weiß was als nächstes kommen wird
und das ist auch gut so.

Wir kommen langsam an.
Sehen schon das Meer von weitem
wir sehen den blauen Horizont
und die Wellen
und wollen nur weiter nach vorn schreiten.
Wir sehen Vögel und ein paar Menschen
wir spüren den Wind und schmecken das Salz
wir steigen aus dem Auto und es ist warm.

Die Luft ist schwül
und windig und nass
und wir spüren den Sand zwischen unseren Zehen
wir spüren den Geschmack von Meer im Mund
und wir gehen
einen Schritt nach dem anderen
und ich merke dass das viel besser bei dir läuft
meine Knie sind weich und wackeln
und hier im tiefen Sand ist es noch schwieriger.

Ich gehe also los
setzte einen Fuß nach dem andere
gehe, laufe, renne
in Richtung Meer.

Ich halte kurz an
spüre das Wasser zwischen meinen Zehen
ich schließe die Augen und atme die Luft ein.
Ich drehe mich um
du bist stehen geblieben
wartest weiter hinten.
Schaust mir zu wie ich unbeholfen Richtung Leben laufe
wie ich einen Fuß vor den anderen setze
und ich sehe wie du lächelst.

Wieder die Arme leicht verschränkt
die Kippe in der Hand
und den Kopf ganz leicht gesenkt.
Du beobachtest mich und wartest,
du lässt mir Zeit.

Ich gehe wieder einen Schritt nach vorne
und meine Knöchel werden vom Wasser verschlungen
ich gehe weiter und weiter und weiter und weiter
bis mein ganzer Körper umgeben ist von Wasser
bis mein ganzer Körper schwerelos ist
bis mein ganzer Körper leicht wird.

Ich schließe die Augen
und liege im Wasser
meine Arme und meine Beine weit ausgestreckt
und ich liege dort
und du wartest weiter hinten
und du lässt mir Zeit

Denn

du hast mich abgeholt
hier hergebracht
nicht viel verlangt
mir keinen Druck gemacht

du lässt mir Zeit
schaust mir zu
und bist jederzeit bereit
wenn ich es bin.

Und ich.
Ich liege hier
der Himmel über mir
schwimmend im Leben
du hast mir alles gegeben

Denn

du hast mich abgeholt
hier hergebracht
nicht viel verlangt
mir keinen Druck gemacht.

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